geboren 1797 in Köln gestorben am 17. April 1880 in Köln im Bürgerhospital
Wundarzt und Geburtshelfer
Ein staatliches Examen als Arzt hat er nie gemacht, deshalb blieb ihm die "innere Medizin" lebenslang versagt. Als Wundarzt und Geburtshelfer ohne eigene Praxis fand der Sohn eines städtischen Beamten jedoch eine Anstellung als Anstaltsarzt im Frauengefängnis "Bleche Botz" in der Schildergasse. Möglicherweise hat die Bekanntschaft mit den dort einsitzenden "Damen" bewirkt, daß er bis an sein Lebensende Junggeselle blieb. Denn die persönlichen Schicksale seiner Schutzbefohlenen, für die der fromme Kirchgänger nicht nur Arzt, sondern auch Beichvater war, gingen ihm sehr nahe und so zog er das Alleinsein vor.
In der selbstgewollten Einsamkeit entwickelte Melchior Bauduin dann allerdings eine Vorliebe für Hochprozentiges, die ihm schon bald und folgerichtig den Namen "Doctor Schabaudewing" eintrug. Denn edel, wie er nun einmal war, "verordnete" er auch seinen Patienten - Bürger der unteren Einkommensschichten, die sich keinen "richtigen" Arzt leisten konnten und die er in ihren Wohnungen behandelte - seine "Goldtröpfchen".
In Kölns Straßen war Bauduin bei jung und alt bekannt und beliebt, Sommer wie Winter trug er einen zylinderähnlichen Hut. Jedoch nicht an der Stelle, die für die Kopfbedeckung eigentlich gedacht war. Vielmehr hielt Bauduin die Kopfbedeckung stets in der rechten Hand, während er einen Regenschirm, der zweckentfremdet als Spazierstock Verwendung fand, in der anderen Hand trug
Ludwig Sebus
Doktor Schabaudewing
Das alte Köln der Originale und Straßenfiguren
Melchior Bauduin, ein gottesfürchtiger Mann, kannte nahezu alle Kölner Kirchen und den Kölner Dom auch von Innern. Wenn sich jemand im Gotteshaus nicht so verhielt, wie es Bauduin gewohnt war, konnte er sehr wütend werden. Überliefert ist eine Begebenheit, als 1869 zwei ägyptische Prinzen den Dom besuchten und hier - mit Erlaubnis - den Fez aufbehielten. Bauduin erregte sich darüber so sehr, dass er einem der Prinzen (er hielt den Besuch für Türken) den Fez vom Kopf schlug. Die zuvor angekündigte große Spende der Besucher aus dem Orient für den Weiterbau des Kölner Doms bieb dann aus